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Solche Taenze

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Staub stob auf unter den stampfenden Füßen der Tänzer. Sie tanzten den Tanz ihrer Ahnen, und sie tanzten ihn mit Hingabe – wenn sie auch nicht mehr so genau wußten, warum sie das taten. Aber Hand auf's Herz: wer weiß schon immer warum er/sie was tut?

Sie hatten sich gegenseitig die Leiber bemalt – uralte Muster natürlich, und die wenigen Kleidungsstücke leuchteten grell im fahlen Licht einer roten Sonne. Aber (auch) das mag nur dem Auge des Betrachters so erschienen sein.

Ein wilder Tanz. Und ihre nackten Füße verbanden sich im Takt eines tausende Jahre alten Rhythmus' mit dem Lehmboden des Tanzplatzes, der davon in den tausenden von Jahren, die das dort nun schon geschah, seine feste Konsistenz bekommen hat – oder zumindest sollte man das annehmen dürfen, solange niemand etwas anderes als Ursache nachweist. Und lösten sich wieder, die Füße: vom Boden – im Takt – und schwangen frei. Oder zumindest schien es so, denn jede Bewegung war genauestens vorgeschrieben und den Zuschauern bekannt.

Ich sagte ja noch gar nichts von den Zuschauern. Es gibt immer welche, die sich für Zuschauer halten, oder von den sich für Akteure Haltenden für Zuschauer gehalten werden. Dass das gar nicht stimmen KANN ist den Wenigsten von ihnen klar (von beiden: den "Akteuren" und den "Zuschauern"). Das ist wie bei Tucholsky, der sagte, "es gibt nichts Unpolitisches". Oder war es Marx? Habermas? Bloch? Hegel? Steiner… Goethe … … ??? Plato dürfte wohl endgültig nicht mehr in Frage kommen. Ich glaube gar, es war Brecht, aber das ist ein ganz anderer Tanz gewesen und "politisch Lied – ein garstig Lied!" (Goethe, Faust – Auerbachs Keller).

Wo/wer war ich? Wo/wer bin ich? Die Tänzer verbinden und lösen ihre Füße und stehen so in Kontakt zur Erde. Und sie werfen fuchtelnd ihre Arme in die Höhe und verbinden sich so mit der Luft. Mit der Zeit (wie man so sagt) dringt etwas aus den Poren ihrer nackten braunen Leiber, lässt ihre Bewegungen glänzen und verbindet sie mit dem wässrigen Element. Wenn du mich aber nach dem Feuer fragst, dann kann ich nur die Gegenfrage stellen, ob du je in ihre Augen geblickt hast…

Und selbstverständlich ist da ja auch noch das Feuer um das sie herum tanzen. Solche reinigenden Feuer lodern immer inmitten solcher Tänze, auch wenn sie gar nicht "da" sind. Also nicht wahr->nehmbar (hat man ja oft, das das Wesentliche gar nicht, oder nur zögernd, oder gar widerwillig genommen wird, wie es ist – für->wahr).

Solche Tänze meine ich also, wenn ich "solche Tänze" sage, aber vielleicht ist damit auch mehr als das gemeint: der Tanz des Lebens. Ist damit im Grunde ja dasselbe, nur, dass wir diesen Tanz – die Meisten jedenfalls, jedenfalls meistens – nicht mit stampfenden, nackten Füßen und bemalten Körpern bestreiten. Und dass nicht nur das Feuer in der heiligen Mitte unseres Tanzes nicht wahr-nehmbar ist, sondern ebenso wenig unsere Verbindung zu den anderen Elementen.

Aber sie ist da – die Verbindung – zwangsläufig, denn wir bewegen uns mit allem was wir tun auf der Erde, in der Luft. Aus Wasser bestehen wir allergrößtenteils, wenn wir mal vorrübergehend die Illusion von Materie für bare Münze nehmen wollen. Und das Feuer? Nun ja, es mag sich aus den Augen von so manchen etwas zurück gezogen haben. Aber es brennt in uns nach wie vor, oder glimmt zumindest. Zumindest, so lange wir am sogenannten "Leben" sind: Lebensfunke und so… kennt man ja.

Das seien Binsenweisheiten? Wann hast du zuletzt solche Tänze gesehen? Wann zuletzt getanzt? Mit diesen imaginären Feuern in der Mitte – in den Augen. Heute schon – gelebt?

Wir tanzen den wilden Tanz des Lebens, auch wenn er uns manchmal gar nicht so vorkommt, so wild – oder so tänzerisch ;-) . Es ist trotzdem so und bleibt auch so, so lange es dem Universum (oder wem auch immer da draussen) gefällt, uns ein- und auszuatmen – im Takt eines Millionen Jahre alten Rhytmus'.
Ohne Kommentar.


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